Carina Konrad

Feindbild Glyphosat?

Bild: shutterstock.com

Die Umweltlobby verteufelt Glyphosat. Um die Öffentlichkeit gegen das bewährte Pflanzenschutzmittel einzuschwören, werden in einer neuen Studie sogar Bienen mit dem Gift gefüttert. Das ist absurd. Ich wünsche mir weniger Gift in der Debatte und sinnvolle Alternativen zu Glyphosat.

„Die Dosis macht das Gift“, hat mir mein Lehrer als junge angehende Bäuerin vor 20 Jahren beigebracht, um mir die Bedeutung der korrekten Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ans Herz zu legen.

Die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ist nichts für Laien. Wissen über Mischungen, Wirkstoffe, ihre Mechanismen und Einsatzmengen, Wartezeiten und Rückstände sind Voraussetzung für einen verantwortungsvollen Umgang mit Pflanzenschutzmitteln, das gilt gleichermaßen für chemische und biologische Mittel. Diese Sachkunde ist übrigens inzwischen Voraussetzung, um als Landwirt überhaupt Pflanzenschutz erwerben und anwenden zu dürfen. Und sie muss in regelmäßigen Abständen erneuert werden. Doch diese Tatsachen werden in der öffentlichen Meinung um Pflanzenschutz derzeit ausgeblendet.

Vorteile von glyphosathaltigen Mitteln

Beispielsweise wird seit den 1970er Jahren Glyphosat verwendet. Es hat sich über diese lange Zeit gehalten. Der Grund dafür ist einfach. In anderen Einsatzbereichen wurden alte Mittel durch neue ersetzt. Mittel mit negativen Einflüssen auf Mensch und Umwelt verschwanden vom Markt und wurden durch neue, innovativere Wirkstoffe ergänzt. Glyphosathaltige Mittel werden bis heute eingesetzt, weil es Vorteile bringt. Dabei werden sie nicht maßlos verwendet, sondern abhängig vom Wetter und von der Verunkrautung.

Betriebe, die sich für das Verfahren der konservierenden Bodenbearbeitung entschieden haben, brauchen es alle paar Jahre, um die Verunkrautung in diesem Bearbeitungssystem zu kontrollieren. Dafür gibt es bisher keine Alternativen, denn das konservierende Verfahren ist positiv für das Bodenleben, den Humusaufbau und die Wasserspeicherkraft. Landwirte profitieren von dieser Art der Bodenbearbeitung gleichermaßen wie die Umwelt, denn durch den Humusaufbau wird CO2 im Boden gebunden und das Bodenleben aufgebaut.

Doch die gesellschaftliche Debatte um Minimierung von Pflanzenschutzmitteln scheint nun mit diesem Mittel einen zentralen Feind gefunden zu haben. Ich wundere mich immer wieder: Wie ist es möglich, dass ausgerechnet dieses Herbizid so kritisch in den Fokus der Umweltlobby rücken konnte?

Wenn es um die Frage nach grundsätzlichen Alternativen zu PSM ginge, könnte ich die Motivation nachvollziehen. Dann müsste es aber darum gehen, Alternativen zu entwickeln und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu modernisieren, indem der Einsatz von digitaler Technik forciert würde.

Panikmache gegen Glyphosat ist gefährlich

Doch was hier passiert, ist reine Panikmache mit dem Ziel, dieses Mittel zu verbieten und damit nicht nur verwerflich sondern auch höchst gefährlich. Von sogenannten Umweltaktivisten und einigen Politikern, werden - blind! - Mittel angepriesen und als umweltverträgliche Alternativen verkauft, die teilweise bis zu 80-mal höhere Aufwandmengen als Glyphosat haben und von unbedenklich weit entfernt sind.

Ich denke dabei an Perlargonsäure, derweil der Renner in Sachen Unkrautbeseitigung in den Kommunen, die sich mit dem Verzicht auf Glyphosat ein besseres Image geben möchten. Weil Unkraut dennoch beseitigt werden soll und Arbeitskräfte und mechanische Alternativen teuer sind, kommen im öffentlichen Bereich inzwischen Mittel zum Einsatz, die nicht nur für die Anwender gefährlich sind sondern für alle, die damit in Kontakt kommen.

Wo sind die sinnvollen Alternativen zu Glyphosat?

Soweit darf es in der Landwirtschaft nicht kommen. Unkrautmanagement ist unerlässlich, um auch in Zukunft hochwertige Nahrungsmittel zu erzeugen. Man sollte sich daher wissenschaftlich und fachlich-kritisch damit auseinandersetzen, wie die Ausbringung durch sinnvolle Alternativen reduziert werden könnte. Wenn Glyphosat von umweltverträglicheren PSM ersetzt werden kann, würde ich es sofort unterstützen. Das erfordert aber Zeit.

Absurde Bienen-Studie ist Tierquälerei

Mit heißer Nadel gestrickte Studien, wie die jüngst im US-Wissenschaftsmagazin PNAS veröffentlichte Studie, die den Einsatz von Glyphosat mit Problemen der Darmflora bei Honigbienen verbindet, sind absurd und im Übrigen auch Tierquälerei. Die Idee Bienen damit zu „füttern“, grenzt in meinen Augen an Perversion, wenn man bedenkt, wie und wann Glyphosat in freier Natur verwendet wird. Das Ziel der Auftraggeber ist klar.

Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat mit dem Satz „Was der Biene schadet, muss weg vom Markt.“ offensichtlich einen neuen wissenschaftlichen Standard eingeführt. Da liegt es nahe, für funktionierende Kampagnen negative Einflüsse von Wirkstoffen auf Bienen mit Gewalt nachweisen zu müssen.

Diese Dosis Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung ist allerdings Gift. Für das Vertrauen der Menschen in die Landwirtschaft genauso wie auf die Umwelt. Kein Landwirt muss zwanghaft Glyphosat einsetzen. Die Alternative dazu ist der Einsatz des Pfluges. Durch das Wenden des Bodens begräbt man den Unkrautsamen und spart dadurch Glyphosat. Gleichzeitig zerstört man aber das Bodengefüge, raubt damit Regenwürmern und anderen Bodenlebewesen ihr Bodengefüge, baut Humus ab, setzt CO2 frei und verbraucht viel mehr Diesel.

Ich wünsche mir eine Minimierung des Gifts, das in der Debatte um die Zukunft der Pflanzenschutzmittel versprüht wird.

 

Der Gastbeitrag wurde bei FOCUS Online veröffentlicht.