Carina Konrad

Meister und Master

Carina Konrad und Jens Brandenburg

Ganz Deutschland beklagt einen Azubi- und Fachkräfte-Mangel. Besonders prekär ist die Lage in ländlichen Gebieten, wo junge Menschen ohne Auto wegen schlechter Nahverkehrsverbindungen kaum mobil sind. Gerade Handwerksbetriebe tun sich dort schwer, Auszubildende zu finden.

Einer der Gründe für diese Entwicklung ist meiner Meinung nach, dass schon in der Grundschule eine starke Tendenz zu Abitur und Studium besteht. Ein Großteil der Eltern will die Kinder unbedingt auf einer weiterführenden Schule sehen, die ihnen die allgemeine Hochschulreife ermöglicht – oder zumindest die Fachhochschulreife. Dass man (Fach-)Abi braucht, „um was zu werden“, ist in vielen Köpfen tief verankerte Überzeugung.

Mangelnde Wertschätzung für Ausbildungsberufe und die Sorge vor schlechteren Verdienstmöglichkeiten verstärken diesen Wunsch noch. Dass nicht jedes Kind für eine akademische Laufbahn geeignet ist, sondern viele in einer Berufsausbildung besser aufgehoben wären, wird oft übersehen. Und wer soll eigentlich morgen unsere Häuser bauen, wenn alle studieren gehen?

Dabei kann eine fundierte Berufsausbildung inzwischen als die bessere Beamtenversorgung von morgen betrachtet werden. Da Fachkräfte in allen praktischen Berufsfelder fehlen, können die Stellen der vorhandenen Fachkräfte getrost als sicher betrachtet werden. Und weil die Auftragslage gut ist, sind auch die Löhne gestiegen. Nicht selten geben Betriebe „Abwehrangebote“ ab, weil ihnen die personellen Kapazitäten fehlen, um alle Aufträge anzunehmen – und bekommen am Ende dann trotzdem den Zuschlag.

Was können wir also tun, um das Image der Berufsausbildung zu verbessern? Der Schlüssel zu mehr Nachwuchs im Handwerk ist sicherlich mehr Wertschätzung für die Berufe. Ein Meister muss genau so viel wert sein wie ein Master, ohne aber mehr zu kosten. Es ist nicht einzusehen, wieso die Meisterschulen Gebühren in fünfstelliger Höhe verlangt, während die Hochschulen ein kostenfreies Studium ermöglichen.

Wir Freie Demokraten begrüßen es, wenn Schulen mit Unternehmen kooperieren, um Berufsbilder bei Schülern bekannt zu machen. Ausbildungsberufe müssen in den Schulen offensiver beworben werden. Auch müssen wir darüber informieren, welche Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten es im Anschluss an die Ausbildung gibt. Denn lebenslanges Lernen ist nicht nur für Akademiker überlebenswichtig.