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Transport pulsiert und Politik muss weiter liefern

Rückblick auf das BGL-Podium bei der transport logistic 2025

Manchmal spürt man es direkt in der Luft: Da will eine Branche vorankommen. Da ist Energie, Mut – und auch ein gehöriges Maß an Frust.

Die transport logistic 2025 war für mich ein echter Augenöffner. Nicht nur wegen der Technologien, der beeindruckenden Infrastrukturmodelle oder der vielen persönlichen Gespräche, sondern vor allem wegen einer Grundhaltung: Die Logistikbranche ist bereit. Aber sie braucht endlich politische Verlässlichkeit.


Direkt im Anschluss an die Eröffnung durch den neuen Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder durfte ich auf dem Panel des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) diskutieren. Thema:

„Situationsbericht zum Transformationsprozess im Straßengüterverkehr – was sind die Forderungen des Gewerbes?“


Ein großes Thema – und ein ernster Ton.


Foto: Messe München, DVZ


Viel Respekt, noch wenig Richtung


Der neue Minister hat nichts Falsches gesagt.

Aber auch noch nicht viel Neues.

Die Branche blickt mit einer Mischung aus Hoffnung und Zurückhaltung auf ihn. Die Erwartungen sind hoch – auch, weil sein Vorgänger viele Weichen gestellt hat, an denen ich selbst mitwirken durfte:


  • Die Planungsbeschleunigung, mit der Projekte schneller umgesetzt werden können.

  • Der Aufbau einer Ladesäuleninfrastruktur für den Straßengüterverkehr.

  • Korridorsanierung und Investitionen in die Schiene, die das System wieder tragfähig machen sollen.


Dafür gibt es Respekt. Zu Recht.

Aber es reicht nicht sich jetzt auf Erreichtem auszuruhen, es muss weiter gehen.



Kleine Probleme, große Wirkung


Was auf dem Panel zur Sprache kam, war kein Klagen. Es war Realität.

Es ging um illegale Kabotage, um Lohndumping, um mangelnde Parkplätze, um fehlende Kontrollen, um Lieferkettengesetze, die in ihrer Ausgestaltung an der Praxis vorbeigehen. Große Unternehmen mit über 1.000 Beschäftigten reichen die Dokumentationspflichten an kleine weiter – ein Wasserfall an Bürokratie, der auf den Rücken derer landet, die sich ohnehin jeden Tag durchkämpfen.


Dazu kommt die zunehmende Fragmentierung europäischer Regelwerke – nationale Anpassungen, Interpretationsspielräume, fehlende Abstimmung. Die Folge: Unternehmen stehen vor einem Berg an Vorschriften, während sie gleichzeitig Personal suchen, in neue Technologien investieren und Versorgungssicherheit gewährleisten sollen.


Aus vielen kleinen Problemen werden unüberwindbare Hürden.

Das war der zentrale Satz, der mir vom Panel im Ohr geblieben ist.




Jetzt braucht es Haltung – nicht nur Verwaltung



Es reicht nicht, Maßnahmen anzukündigen.

Es reicht auch nicht, immer wieder auf den „Dialog mit der Branche“ zu verweisen.

Was jetzt zählt, ist Umsetzung. Klarheit. Priorisierung.

Der Straßengüterverkehr ist kein Auslaufmodell, sondern ein Träger des Wandels. Wer es mit Transformation ernst meint, muss gerade hier den Takt halten – in Genehmigungsfragen, bei Kraftstoffen, bei Arbeitsbedingungen, bei der Wertschätzung.


Die Branche denkt längst weiter


Was mich tief beeindruckt hat: Die Ideen sind da. Die Lösungen auch.

Ob am Stand eines mittelständischen Logistikers oder im Gespräch mit internationalen Plattformanbietern – überall war spürbar: Diese Branche will nicht klagen, sie will gestalten.


  • Digitale Frachtbörsen vernetzen europaweit Transporte in Echtzeit.

  • Autonome Fahrkonzepte für definierte Korridore stehen bereit, getestet, einsatzfähig.

  • Intelligente Routenplanung, die Verkehrsströme effizient lenkt und CO₂ spart, ist längst Realität.

  • HVO 100, Biogas, E-Lkw, Wasserstofflösungen – die Alternativen zum fossilen Diesel existieren.

  • Und auch die Arbeitswelt verändert sich: Plattformen für Fahrpersonal, digitale Schulungen, neue Ansätze zur Vereinbarkeit von Familie und Schichtbetrieb.



Es gibt unzählige Ansätze, sich aus dem Schlamassel zu befreien – und viele Unternehmerinnen und Unternehmer sind längst unterwegs.

Was fehlt, ist nicht der Wille. Es fehlt die Verlässlichkeit.


Mein Fazit:

Diese Branche pulsiert. Sie will gestalten. Aber sie braucht endlich politischen Rückenwind statt Gegenverkehr.

Die nächste Etappe ist längst angebrochen.

Jetzt kommt es darauf an, ob die Politik mithält.






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