Verteidigungsfähigkeit beginnt im Keller und im Kanzleramt
- Carina Konrad

- 11. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Ich habe kürzlich im Podcast „Inside Military Business“ die Folge „Schutz kritischer Infrastrukturen“ von Christian Witt und Holger Berens gehört. Sehr empfehlenswert. Es geht um die Frage, wie wir als Gesellschaft besser auf Krisen vorbereitet sein können und welche Rolle der Staat, aber auch jede und jeder Einzelne dabei spielt.
Danach bin ich in unseren Keller gegangen. Eigentlich nur, um Getränke zu holen, aber da ist mir aufgefallen:
Vier Dosen Erbsensuppe.
Ein paar Kisten Wasser.
Und ein Gaskocher, dessen Kartusche seit dem letzten Campingurlaub fehlt.
Für eine fünfköpfige Familie ist das nicht besonders viel.

Und gerade beim Wasser wird es ernst.
Im Podcast wurde explizit angesprochen, wie verletzlich unsere Versorgung ist.
Und als Landwirtin weiß ich, wie knapp Wasser in Wahrheit ist und wie schnell es zur Existenzfrage werden kann.
Nicht nur für den Betrieb, sondern für jeden einzelnen Haushalt. Wasser ist kritische Infrastruktur. Das geht im Alltag leider unter. Deshalb ist es kein Witz, wenn zu wenig Wasser im Keller steht. Es ist ein Warnsignal und ein Auftrag, sich besser vorzubereiten.
Und plötzlich war da ein Gedanke, der bei mir hängen blieb:
Was, wenn wir morgen keinen Strom mehr haben? Kein Wasser? Keine Versorgung von außen?
Wir lesen, reden und hören derzeit sehr viel über Sicherheit, Kriegstauglichkeit, Sondervermögen und die Bundeswehr.
500 Milliarden Euro stehen im Raum, für Beschaffung, Infrastruktur, Modernisierung.
Das ist eine unvorstellbare Summe. Aber mit dem Geld allein ist es nicht getan.
Im Gegenteil: Damit fangen die Hausaufgaben ja erst an. Und es sind viele Hausaufgaben, deshalb ist es gut, das Deutschland seit nunmehr fast zwei Jahren einen Verteidigungsminister hat, der seine Aufgabe verstanden hat.
Denn die Beschaffungsprozesse sind über Jahre gewachsen und ebenso überfällig für Reformen.
Sie müssen besser werden, schneller, effizienter, ohne dabei ihre Seriosität zu verlieren.
Beschaffungsverträge dürfen keine politischen Trophäe sein. Das gilt auch mit Blick auf die NATO.
So teuer Sicherheit heute ist, sie kann es sich nicht mehr leisten, ineffizient zu sein.
Doch auch im Kleinen stellt sich dieselbe Frage:
Wie gehen wir eigentlich selbst mit Unsicherheit um?
Verlieren wir direkt den Kopf oder bleiben wir ruhig, klar, vorbereitet?
Wie resilient sind wir im Denken, im Handeln, im Miteinander?
Früher wurde das geübt.
In Schulen. In Behörden. Im Berufsalltag.
Es gab Notfallpläne, Alarmübungen, Strukturen.
Heute gibt es wieder den bundesweiten Warntag, das ist gut.
Aber ein kurzer Piepton auf dem Handy, den man wegwischt, ersetzt keine Vorsorge. Was ist zu tun wenn er erklingt? Wie reagiere ich richtig? Wie schütze ich mich, meine Kinder, meine Familie, meine Nachbarn und meine Umgebung?
Resilienz beginnt nicht mit Angst, sondern mit Verantwortung.
Und mit der Erkenntnis, dass wir nicht alles delegieren können:
Nicht an die Regierung. Nicht an den Markt. Nicht an die Bundeswehr.
Denn dort, wo Angst regiert und Eigenverantwortung fehlt, entsteht Raum für politische Verantwortungslosigkeit.
Wer den Menschen abspricht, selbst vorsorgen und mitdenken zu können, öffnet genau denen die Tür, die vom Chaos leben, die Angst groß machen, um die Selbstermächtigung klein zu halten.
Gerade deshalb brauchen wir eine neue Kultur der Befähigung.
Eine, die den Menschen zutraut, klug vorzusorgen. Nicht panisch, sondern besonnen. Nicht autoritär, sondern gemeinsam.
Als Landwirtin habe ich früh gelernt, mit Unsicherheiten zu leben.
Wetter, Preise, Tiergesundheit, das alles lässt sich nicht exakt planen.
Was man aber tun kann, ist vorbereitet sein:
– Vorräte anlegen
– Verbindungen aufbauen
– Wissen und Fähigkeiten pflegen
– Verantwortung füreinander übernehmen
Vielleicht sollten wir wieder mehr darüber reden, was jeder Einzelne zur Sicherheit beitragen kann:
Ein Ehrenamt im Zivilschutz.
Eine Mitgliedschaft in der Feuerwehr.
Eine einfache Vorratshaltung im Haushalt.
Und ja, vielleicht auch, über die Bereitschaft, über die personellen Herausforderungen der Bundeswehr zu sprechen. Nicht im Konjunktiv. Nicht aus Lust an der Uniform, sondern aus Verantwortung für unser Gemeinwesen.
Verteidigungsfähigkeit beginnt im Kopf.
Und sie gelingt nur gemeinsam im Kanzleramt. Und im Keller.
Es muss nicht direkt der große Ernstfall sein, das haben wir doch eigentlich alle in der Pandemie gelernt…
Ich lege jetzt auf alle Fälle mal Vorräte an. Wie das geht und was empfohlen wird erfahrt ihr hier: https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Vorsorge/Bevorraten/bevorraten_node.html






