Wasser wird zur Schlüsselfrage und der Mai 2025 zeigt es uns wieder
- Carina Konrad
- 18. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Die Felder werden gerade braun, das Sommergetreide kommt nicht in die Gänge, der Wald zeigt uns seit Jahren seine Notlage. Pflanzen und Bäume stehen unter Stress und das macht sie anfällig: für Schädlinge, Pilze, Trockenheit und Starkregen. In der Landwirtschaft erleben wir seit Jahren Ausfälle, mal punktuell, mal flächig. Und immer häufiger.
Das Klima verändert sich. Nicht abrupt, nicht immer in eine Richtung. Aber es verändert sich. Und Wasser wird dabei zur zentralen Frage in Deutschland, in Europa, weltweit. Ich will nicht Schwarz malen, sondern aufmerksam machen. Denn in jeder Herausforderung liegen Chancen. Doch dafür müssen die Herausforderungen benannt werden. Klar und deutlich.
Wir Landwirtinnen und Landwirte sehen die Entwicklung seit Jahren
Schon lange denken wir um. Neue Anbausysteme, die den Boden besser schützen. Geräte, die den Acker nicht verdichten, sondern seine Wasserspeicherkapazität verbessern. Techniken, die verhindern, dass uns bei Starkregen die fruchtbare Erde weggespült wird. In Regionen, in denen früher niemand über Bewässerung nachgedacht hat, stehen heute moderne Anlagen. Nicht weil wir wollen, sondern weil wir müssen.
Doch jetzt, im Mai 2025, spüren wir es wieder besonders deutlich: Es verändert sich etwas. Und wir müssen noch konsequenter, noch strategischer darauf eingehen.
Wasser nicht zu wenig, aber oft zur falschen Zeit
Deutschland hat kein grundsätzliches Wasserproblem. Aber es hat ein Verteilungs- und Speicherproblem. Es regnet nur oft dann, wenn niemand es braucht. Und zu viel auf einmal. Was fehlt, ist nicht das Wasser an sich, sondern die Fähigkeit, es in der Landschaft zu halten.
Es geht um:
Speichersysteme in der Fläche,
intelligentes Wassermanagement über Regionen hinweg,
die politische Anerkennung, dass Wasser zur strategischen Ressource wird.
Politik beginnt zu reagieren, endlich
Doch die Politik muss diese Entwicklungen erst einmal verstehen. Mit dem neuen Klimaanpassungsgesetz (KAnG) und dem dazugehörigen Förderprogramm für Kommunen gibt es nun erstmals konkrete Hebel. Kommunen sind nun verpflichtet, eigene Anpassungskonzepte zu entwickeln und können Fördermittel für Klimaanpassungsmanagerinnen und -manager beantragen.
Das ist ein Anfang. Aber es braucht noch mehr: Strategien, die über Legislaturperioden hinausdenken und konkrete Investitionen, die in der Fläche wirken.
Verbote helfen nicht, Innovation und Investitionen schon
Was wir jetzt brauchen, ist keine Politik der Einschränkung, sondern eine Politik der Ermöglichung. Landwirtschaft, Städte, Industrie und Naturschutz müssen gemeinsam denken – nicht gegeneinander. Das schaffen wir mit:
gezielten Investitionen in Infrastruktur,
Digitalisierung von Wasserverbrauch und -verfügbarkeit,
smarter Verknüpfung von Wetterdaten mit landwirtschaftlichen Systemen,
Forschung und Förderung von standortangepasstem Anbau und neuen Züchtungen.
Es geht ums große Ganze und ums tägliche Tun
Wasser ist längst mehr als ein Umweltthema. Es wird zur Frage von Versorgungssicherheit, Standortqualität und innerer Stabilität. Wer es besitzt, kann gestalten. Wer es verliert, verliert Kontrolle.
Deshalb müssen wir handeln. Ohne Angst, ohne Dogma, mit Verantwortung und mit Technik. Wir Landwirtinnen und Landwirte sind bereit. Wir sehen den Wandel und wir gehen ihn mit.
Was wir brauchen, ist eine Politik, die das anerkennt und unterstützt. Nicht irgendwann, sondern jetzt.
Versteht mich nicht falsch. Deutschland ist kein Wüstenstaat. Und doch erleben wir es bereits: Wochenlange Dürre in Brandenburg, sinkende Grundwasserspiegel in der Pfalz, Streit um Entnahmen in Niedersachsen. Gleichzeitig überfluten Starkregen unsere Städte. Wasser ist da aber oft zur falschen Zeit und am falschen Ort.
Während in Indien giftige Flüsse ganze Regionen krank machen, China Flüsse über Hunderte Kilometer umleitet und der Aralsee zwischen Russland und Usbekistan fast verschwunden ist, beginnen auch bei uns erste Verteilungskonflikte. Zwischen Landwirtschaft, Industrie, Naturschutz und am Ende: uns allen.
Start-ups, KI und Kapital. Wasser braucht Innovation und Investitionen.
Klimaanpassung ist kein Verwaltungsakt, sie ist ein Zukunftsmarkt. Und genau hier liegt eine riesige Chance: Start-ups, KI-basierte Lösungen und unternehmerisches Denken können entscheidend dazu beitragen, dass wir das Wasserproblem nicht nur verwalten, sondern lösen.
Künstliche Intelligenz kann Wasserkreisläufe simulieren, Bodenfeuchte analysieren, Bewässerungssysteme steuern, präzise, ressourcenschonend und flächenspezifisch.
Start-ups entwickeln Sensorik, Satellitendaten-Auswertung, dezentrale Speicherlösungen oder neue Materialien zur Versickerung und Filterung.
Plattformlösungen können Kommunen, Landwirte und Versorger vernetzen, mit Daten, Wissen und Warnsystemen.
Doch damit das Realität wird, braucht es mehr als gute Ideen. Es braucht Kapital. Und dazu gehört: Ein Umdenken in der Investmentkultur.
Wasser darf nicht länger als rein öffentliches Thema gesehen werden. Es ist ein strategisches Investitionsfeld mit ökologischer Wirkung, gesellschaftlicher Relevanz und wirtschaftlichem Potenzial. Fonds, Wagniskapitalgeber, Stiftungen, sie alle sollten das Thema Wasser und Klimaanpassung ganz oben auf die Agenda setzen.
Was heute oft noch als Nischenthema gilt, wird morgen zur entscheidenden Stellschraube für Standortpolitik, Versorgungssicherheit und Innovationskraft. Die Köpfe in der Investmentwelt müssen erkennen: Wer heute in Wassertechnologie investiert, sichert morgen Stabilität und Wachstum.
Am Ende betrifft es uns alle, beim Einkaufen, beim Wohnen, beim Leben
All das, die Frage nach Wasser, nach Bodenfruchtbarkeit, nach Klimaanpassung, klingt oft technokratisch. Doch wer es herunterbricht, merkt schnell: Es betrifft jeden von uns. Nicht irgendwann sondern heute.
Denn am Ende ist Wasser nicht nur ein Umweltthema, sondern die Grundlage für:
jedes Brot, jeden Apfel, jedes Glas Milch, jede Ernte.
den Preis im Supermarkt.
die Versorgungssicherheit in Krisenzeiten.
Wer heute nicht in kluge Wasserpolitik investiert, riskiert morgen höhere Lebensmittelpreise, weniger Ertrag, instabile Lieferketten.
Deshalb: Klimaanpassung ist keine akademische Debatte, sie ist die Grundlage für das, was wir auf unseren Tellern haben. Und damit ist sie ein Thema für uns alle.
Comments